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Krankenversicherung

“Gesundheit? – Was nützt einem Gesundheit, wenn man sonst ein Idiot ist?” sagte einst Adorno.

Ob er dabei auch schon an das deutsche Gesundheitswesen gedacht hat?
Sicherlich ist das Gesundheitswesen inzwischen viel komplizierter geworden, aber das es damals einfach war, nein, das glaube ich nicht. Auch beschäftige ich mich nicht gerne mit dem Gesundheitssystem. Dabei erreicht mein Blutdruck jedesmal vor Ärger behandlungsbedürftige Höhen und das erhöht dann wieder die Kosten für das Gesundheitssystem. Außerdem verkürzt zu hoher Blutdruck die Lebenserwartung. Obwohl, dann wäre wenigstens das Problem mit der Rentenversicherung…

Du musst!

Als Selbstständige(r) musst du dich mit dem Problem der Krankenversicherung beschäftigen. Ja, du musst! Nach dem GKV Wettbewerbsstärkungsgesetz vom 26. März 2007 besteht in Deutschland praktisch eine Pflicht zur Krankenversicherung seit dem 01.01.2009. Davor hatten gerade viele kleine Gewerbetreibende sich die Beiträge zur Krankenversicherung “gespart”; meistens weil sie das Geld schlicht nicht hatten. Dann hat die Regierung erkannt, dass es eine ganz schlechte Idee ist, ohne Krankenversicherung durchs Leben zu gehen und das schon erwähnte Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung beschlossen. Im Prinzip eine gute Idee – nur das Geld für die Krankenversicherung hat man als Selbständiger deshalb noch lange nicht. Und gerade die gesetzliche Krankenversicherung macht es einem nicht leicht sie zu mögen.

Beitragsberechnung für Selbständige

Ja, ich weiß was du jetzt denkst: Privat versichern! Okay, okay, das ist aber ein anderes Thema, über das lange und tiefschürfend zu diskutieren wäre und das will ich hier und heute nicht tun. Sagen wir mal so: Es gibt Gründe sich freiwillig in der gesetzlichen Krankenkasse zu versichern.

Was mich dabei ärgert, ist die Berechnung der Beiträge für Selbständige. Grundlegend ist dafür § 240 SGB V. Die Details werden durch den GKV-Spitzenverband festgelegt, die Ihr hier nachlesen könnt. Dort ist festgelegt: “Für hauptberuflich selbstständig Erwerbstätige gilt als beitragspflichtige Einnahmen für den Kalendertag 1/30 der monatlichen Beitragsbemessungsgrenze“. Das sind für 2010 mal eben 3.750 €. Eine ziemlich kühne Annahme...

Der Beitragssatz von 14,3% (ohne Tagegeld) macht dann mal eben 536,25 € aus. Dazu dann noch die Pflegeversicherung (73,13 € mit oder 82,50 € ohne Kinder). Weniger Einkommen wird nur auf Antrag als beitragspflichtiges Einkommen zu Grunde gelegt. Noch´n Antrag!

Allerdings gibt es ein Mindesteinkommen, das immer zu Grunde gelegt wird, auf das Ihr also selbst dann Beitrag zahlen müßt, wenn Ihr gar nix als Einkommen habt. Dieses Mindesteinkommen beträgt für 2010 1.916,25 €. Davon 14,3 % macht 274,02 € (plus Pflegeversicherung) mit denen Ihr auf jeden Fall dabei seit. Gerade viele Existenzgründer, die frisch gegründet haben, haben damit ein akutes Problem.

“Ungerecht” denkst du? Ja, denke ich auch.
Das ist ja mal wirklich gründerfreundlich! Vor allem im Vergleich zu dem, was du bezahlen müßtet, wenn du dich nicht selbständig gemacht hättest. Hier die interessantesten Varianten:

  • Nix machen außer zum Amt gehen und Hartz IV beantragen – zack, Krankenversicherungspflicht erledigt.

  • Einfach nur verheiratet sein – dank Familienversicherung kostenlos mitversichert. Jawohl für lau, nix, nada, nothing, nietschewo.

  • Oder einen Job annehmen, der vom Lohn her eben gerade über der Grenze für geringfügige Beschäftigung liegt (geringfügige Beschäftigungen sind nicht krankenversicherungspflichtig). Das wären dann 400,01 €. Darauf wären gegenwärtig 17,20 € eigener Beitrag zu zahlen (Entgelt in der Gleitzone! sozialversicherungspflichtiges Brutto hier 303,41 €) dazu noch 28 € Arbeitgeberbeitrag, also für 45,20 € der komplette Versicherungsschutz (dazu noch der Beitrag für die Pflegeversicherung). Das macht im Jahr 542,40 € Beitrag. Dafür kann ich mich als Selbständiger gerade mal 2 Monate kranken versichern, selbst wenn ich auch nur 400,01 € Einkommen im Monat habe! Das soll richtig sein?

Wäre das nicht mal eine Frage für deinen Landtagsabgeordneten? Alle Abgeordneten findest du hier. Schneller scheint mir die Suche über die Excelliste aller Abgeordneten zu gehen, die es auf der gleichen Seite zum Download gibt.

Text: blacky

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