Kennt ihr das Buch „Kopf schlägt Kapital“? In diesem Buch wird eine Gründungsmöglichkeit ausgiebig erläutert: Teilbereiche aus der eigenen Wertschöpfungskette auslagern. Große Firmen praktizieren das seit vielen Jahren. Das ist in der Automobilbranche wie auch in der PC-Herstellung ganz normal. Man besinnt sich auf das Kerngeschäft und „überlässt“ den nicht so lukrativen Teil Produzenten oder Dienstleistern, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als nur dies. Oder wer von euch steckt seine Geschäftspost beim Kunden selbst in den Briefkasten? Aber was ist nun so innovativ an dem Outsourcing-Gedanken? Eigentlich nichts – nur dass sich dies prinzipiell jeder für sich bzw. seine Geschäftsidee zunutze machen kann. Dank heutiger Technologie können viele Geschäftsprozesse digitalisiert werden. Und dank Spezialisierung und Wettbewerb sind diese Dienstleistungen auch bezahlbar. Auf der einen Seite ist es natürlich clever, nach dem Lego-Prinzip die Geschäftsidee in einzelne Bausteine zu zerlegen, denen einen Namen (Buchhaltung, Corporate Identity, Website-Erstellung, SEO, Versand, Zahlungsabwicklung etc.) zu geben, Profis arbeiten zu lassen und dann wieder zu einem Ganzen (neues Produkt / Unternehmen) zusammensetzen. Auf der anderen Seite macht es aber nur Sinn, wenn ich das Lego-System auf bekannte Produkte oder Dienstleistungen projiziere, so wie es ja Faltin in seim Buch eindrucksvoll beschreibt. D. h. ich schiebe, ersetze oder lasse bekannte Komponenten in der Wertschöpfungskette weg und kümmere mich „nur“ um die Organisation. Wenn meine Geschäftsidee aber einen hohen technologischen Anspruch hat, so dass ich selbst Produktentwicklung betreiben muss, wäre es fatal, dieses Wissen auszulagern. Denn das ist mein Mehrwert, mein technologischer Vorsprung zu Wettbewerbern. Somit kann ich das Lego-Prinzip hier nur bedingt anwenden. Das System funktioniert auch nur, wenn ein gewisses Eigenkapital zur Verfügung steht. Es liegt klar auf der Hand, dass ich ohne Auslagerung ein Vielfaches mehr an Kapital benötige, da ich Ressourcen vorhalten muss. Aber ohne geht es im Normalfall nicht.
Ein gründen in Komponenten ist bis zu einem gewissen Grad immer möglich. Es ist abhängig vom Geschäftszweck und von technischer Innovation. Ich benötige vergleichsweise deutlich geringeres Kapital. Für den Gründer ist es mit Sicherheit wesentlich entspannter am und nicht im Unternehmen zu arbeiten, als bis nach Mitternacht die Buchhaltung auf Vordermann zu bringen – Selbst und Ständig. Bleibt für mich dennoch die Frage, ob es immer so gewollt ist. Gibt es dann noch die Möglichkeit ein Unternehmen auch personell wachsen zu lassen? Was ist mit der Unternehmensphilosophie / Unternehmenskultur? Was ist mit der Schaffung von dauerhaften und auch anspruchsvollen Arbeitsplätzen? Das bleibt alles mehr oder weniger auf der Strecke. Gründen mit Komponenten ist für viele Startups ein Lichtblick am Horizont voller unüberschaubarer Aufgaben. Da wo es passt, sollte es unbedingt Anwendung finden, so wie es hervorragend im Buch beschrieben wurde. Aber es ist kein Geheimrezept für alle und ohne Moos nix los findet leider auch hier Anwendung.